Montag, April 07, 2014

text ueber die zeichnerei

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ueber ein paar nebensaechlichkeiten beim zeichnen
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ich zeichne was in der welt vorkommt - und mir vor die augen. am liebsten leute, die in ruhe oder 
reduziert in ihrer bewegung sind, wie denker, leser, schlaefer, kranke, tote. das ist natuerlich 
eine bequeme einstellung und eine einschraenkung der moeglichen, charakteristischen 
merkmale der objekte, sozusagen eine faule auswahl, sehr einseitig waere das. jede geste 
eine herausforderung, jede bewegung eine umorientierung meiner einstellung zur unbekannten 
person, umformung des sichtbaren, der grundhaltung aufgegeben.
schwierig wird es also dann, wenn die zielperson meine blicke einfaengt und sich bewusst 
wird, dass sich meine aufmerksamkeit auf sie bezieht und dass sie mein motv sein koennte. 
dann wird sie unruhig und ihre spontane selbstverstaendlichkeit weicht einer versteiften, 
unnatuerlichen pose was dem urspruenglichen reiz ihrer erscheinung abtraeglich ist. nun gilt 
es der entstandenen spannung zwischen ihr und mir entgegenzuwirken. obwohl mein 
intensives schauen, ja starren, nur kurz zu beginn des zeichnens waehrt, empfinden einige 
modelle das schon als aufdringlichkeit, ja als unverschaemtheit und ich werde haeufig in 
meinen absichten missverstanden. so habe ich mir einen nebenblick angewoehnt. 
ich schaue haarscharf daneben, dran vorbei in die ferne, versuche aber den bereich am rande 
meines blickfeldes, in dem sich der gegenstand meines interesses befindet, bewusst  zu machen. 
nach kurzer unsicherheit, wie enttaeuschung, zeigt die anvisierte person eine entspannung, 
scheint sich sicher zu sein, nicht mehr unter beobachtung zu stehen. leider beschraenkt 
die unschaerfe in diesem randbereich des augenscheins meine wahnehmungsfaehigkeit, 
die erkennbarkeit ein. feine details, einmalige charakteristikasind schwer auszumachen. 
ich komme so auf eine andere distanzierte ebene - vom individuum zum phaenotyp. 
das faszinierende eines gesichtes oder einer haltung, das, was mich anfangs gefangen 
genommen hatte, bleibt unerfuellt. phantasie und erfahrungsfundus koennen helfen.
und ich versuche es weiter. ruehre wieder und wieder meinen kaffee um, gebe vor in einem 
buch, einer zeitung zu lesen, unterhalte mich vorgebeugt intensiv mit einem tischnachbarn - 
ohne mein ziel ganz aus den augen zu verlieren, es streifend bei einem, wie zufaelligen 
rundumblick. nicht lange und das subjekt meines interesses ist beruhigt und entspannt sich. 
wenn wir nun doch einmal einen direkten blickkontakt haben sollten, dann zufaellig, leer,
indirekt und ich streife weiter. fuer mich sind das momente voller information, die mich 
zeichnerisch weiter kommen lassen, in eine ander richtung gewandt, uneinsehbar vom objekt. 
geschult von meinem aktlehrer, der uns mit dem ruecken zum modell arbeiten liess, 
um durch vermeidung der muehe des umwendens also die faulheit nutzend so den blick 
und das erinnerungsvermoegen schaerfte. es gibt jedoch auch harrsche reaktionen durch 
gaenzliche abkehr. man zeigt mir die rueckseite - das zeichne ich dann als korperhaltungs-
studie oder ich muss doch abbrechen, weil man sich durch entfernung entzieht. hin und wieder 
bleiben fragmente zurueck, die reizvoll sein koennen, weil sie soviel offen lassen. nach einigen 
tagen wiederbetrachtet und mit abstand zum modell sagt mir die zeichnung dann die wahrheit 
ueber mich.   ....   von diesen muehsalen abgesehen gibt es andere wege zu akzeptanz gar 
einverstaendnis mit dem modell zu kommen. ich gebe offen zu erkennen was ich tue. 
ein laecheln hilft, kein flirt, keine audringlichkeit, kein seelenraub findet statt. eine sachlichkeit 
gewinnt raum, unausgesprochen. dann die nahezu blinde hingabe an das tun. das zeichnen 
versetzt in eine offenen, hochgradige empfindsamkeit, ja in eine geradezu vulnerable verfassung. 
alles jetzt und ausschliesslich - im rausch des aufnehmens und wiedergebens rauscht 
es durch den zeichnertransformator - mit wille und vorstellung aus wahrnehmung und neugier. 
aus diesem zustand ploetzlich aufgeweckt durch einen windstoss oder ein 
auffaelliges geraeusch, finde ich den platz des mediums verlassen vor, aber doch auf dem 
papier festgehalten oder weil es neugierig neben mir steht und ich nicht anders kann als ihm 
sein blatt zu ueberreichen. ein anderes mal bin ich von zuschauern umgeben, die hoechst 
kritisch meine arbeit kommentieren. ich versuche dann das quentchen richtigkeit in der 
unsachlichkeit zu finden und es als hilfe, als vorschlag, vielleicht einer ganz anderen sehweise 
mir zu uebersetzen. sie helfen mir auch mein lampenfieber zu ueberwinden beim tun 
in der oeffentlichkeit . dem ausgesetztsein, nackt  vor der inquisition nicht fehlen zu duerfen.
die mir liebste situation bei meinen zeichnerischen absichten ist natuerlich die der 
unauffaelligkeit. leider ergibt sich das hoechst selten. wenn eine mehrheit der anwesenden 
auf dem platz zeichner waeren - ein wunderbarer wahnsinn - wuerde dann der nichtzeichner 
auffallen. besser noch  - nur 1 musiker wuerde genuegen, um von mir abzulenken. 
die standortwahl spielt anfangs immereine wichtige rolle, weil ich mir ein ruhiges plaetzchen 
wuensche, eine nische, eine randposition, eine wand hinter mir, einen fast unsichtbaren 
beobachterposten, als lauscher, als spanner. immer wieder muss ich einsehen wie illusorisch 
das ist und dass es wieder nicht zustande kommt. eigentlich nie, denn das ziel ist mitreissend 
und dann ist es nahe bei ihm oder mittendrin am besten und die faszination ueber ein motiv, 
eine atmosphaere, eine stimmung, ein licht laesst mich noch im stehen beginnen es 
festzuhalten und mir einzuverleiben...............
alles ist so fluechtig.
dik.....april 2014



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